Am vergangenen Wochenende war ich zum Aufbaukurs der Myoreflextherapie in Konstanz. Ich habe mich bewusst für den Kurs von Wolfgang Fasser entschieden, die Überschrift „Hände im Dialog – ein Berührungsprofi im Alltag“ machten mich neugierig.
Zusammen mit meinem Heidelberger Chef Simon Stadler und meiner lieben Kollegin Susan Weckauf durften wir eine sehr spannende Zeit erleben. Das Thema „Berührung durch unsere Hände“ mag für Therapeuten die wohl einfachste Form der Kontaktaufnahme zur Behandlung sein. Sicherlich ein wichtiger Aspekt, dennoch gibt es viele Menschen, die mit dieser Berührungskultur nicht nur positive Erfahrungen gemacht haben. Manchmal reichen diese Erlebnisse bis weit in die Kindheit zurück und sorgen dann zu einem späteren Zeitpunkt für Probleme oder bilden gar den Beginn einer Krankheit, einem langen Leidensweg. Wolfgangs Frage zu Beginn des Kurses war, was wir Teilnehmer uns wünschen oder gar erhoffen von dem Fortbildungswochenende. Ich musste zugeben, dass ich mir in diese Richtung keine Gedanken gemacht habe, ich hatte mich eher darauf gefreut, Wolfgang Fasser persönlich kennenlernen zu dürfen, da ich im Vorfeld schon viel Positives von ihm gehört habe.
Dazu darf man wissen, dass Wolfgang ein Physiotherapeut sowie Musiktherapeut mit langjähriger Berufserfahrung ist. Auf seinem langen Lebensweg hat er die Liebe zur Musik mit seiner beruflichen Qualifikation miteinander vereint, behandelt in Quorle (Italien), sowie in der Schweiz und auch in Afrika (Lesotho) viele Menschen. Dabei pendelt er zwischen unterschiedlichsten Welten, zwischen Arm und Reich. Er hat es sich zu seiner Aufgabe gemacht, den Schatz zu heben, der verborgen ist. Und das kann man sowohl in Form eines Tones, einer Berührung, eines Lachens… So betont Wolfgang Fasser immer wieder: wir kennen die Anatomie nie gut genug, es ist eine lebenslange Baustelle. So beginnen wir auch den praktischen Teil am Wochenende mit geschlossenen Augen. Wir erlernen regionalere Behandlungstechniken mit oder ohne Klang; nach einer gewissen Zeit merkt man, dass man viel sensibler wird. Diese Methoden sind letztlich auch eine Einladung zur Wahrnehmung für einen selbst, vor allem in Hinblick auf die spätere Behandlung bei Patienten. Es gibt auch Übungsideen zur Behandlung von Kindern, eine Herzensangelegenheit von Wolfgang.
Die Berührung selbst geht weit über das Körperliche hinaus und öffnet dort Tür und Tor, wo man es überhaupt nicht erwartet hat. In seiner Arbeit, vor allem mit schwerstbehinderten Kindern konnte Wolfgang schon oft erfahren, wie die Musik den Kindern eine Stimme gab und einen Spalt breit die Welt öffnete. Wolfgang Fasser ist seinem Ruf des Lebens gefolgt, er hat die Schönheit des Hörens entdeckt und gibt sie in Form von Therapie und Weiterbildung, vor allem aber mit ganz viel Ruhe, Bodenständigkeit und Demut weiter. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil er mit Anfang 20 aufgrund einer Erbkrankheit blind wurde, seinen Weg suchte und ihn auch fand. Mit seiner Erfahrung als Physiotherapeut, den Klängen aus Natur und Musik und tiefer Mitmenschlichkeit ist ein unfassbar starkes und einmaliges Therapiekonzept entstanden, von dem man nur staunen kann und schlussendlich feststellen muss:
Lieber Wolfgang, ich bin zutiefst berührt von deiner Art, wie du Menschen begegnest und ich hoffe, dass ich noch lange von diesen Eindrücken zehren kann…!!! Wie hast du so schön gesagt: Ich habe zwar aufgehört zu sehen, aber ich habe nie aufgehört zu schauen. Wer mehr über Wolfgang und seine Arbeit wissen möchte, darf gerne seine Webseite www.wolfgangfasser.ch besuchen!
Alles Gute und bis zum nächsten Mal
Ihre Lisa Reinhard